Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Der Schulhausumbau von Heinrich Schickhardt 1630“

Heinrich Schickhardt (1558-1635), der Hofbaumeister des Herzogtum Württembergs, hatte viele Bezüge zu Poltringen. Er baute 1608 das Wasserschloss in die heutige Form um, er errichtete 1613 das Bergschloss „Oberpoltringen“ (Abbruch ca. 1791), er plante 1617 für das Bergschloss eine Steigleitung und Pumpstation an der Ammer und er verantwortete 1630 den Umbau von Schule und Pfarrhaus.
Zudem heiratete seine Nichte Anna (1593-1635) im Jahr 1624 Johann Jacob Dieterlin (1594-1629), der bis zu seinem Tod evang. Pfarrer in Poltringen war. Auch am benachbarten Schloss Roseck (undatiert) und in Altingen (Pfarrhaus 1622 und Zehntscheuer undatiert) war er an (Um-) Bauten beteiligt.
Deswegen ist Ammerbuch seit 2021 auch Teil der internationalen „Kulturstraße des Europarates Heinrich Schickhardt”, die von der Schweiz über Frankreich in unsere Region führt.

Über den Umbau der Schule gibt es im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv unter der Signatur N 220 A 132 „Schulhaus“ fünf Blatt Dokumente (Teiltranskription mit Hilfe von Joachim und Marianne Renschler, Ellwangen, und Reinhold Bauer, Entringen). Hier Ausschnitte aus den Originaltexten (S. 1 erster Teil + S. 3):
„Im Jahre 1630. Poltringen Scholhaus. Ohngeverer Jberschlag
Zümer Arbeit

Der Zümermann soll zwischendt der Kürchof Maur und der Haus Thir, den obern Stockh sampt dem selbigen Gebelckh auf 15 s lang mit Hebgeschiren in die Hohe wie dar vor gewesen auf ziehen, 4 Aichene sail so weit sie vom Boden auff schadhaft absegen, die mit einer Aichen Schwellen die von der Maur bis an das Kellerloch geht underfahren, ein newe Pfete, 2. Newe Rigel und ein newe Schwellen auf dem ersten Gebelckh ein ziehen, die in der Schwellen beü der Thir den halben Theil her auß schneiden, ein Pfosten (und 1 Rigel) in die vor Stal Thir machen (und die Thir flickhen), in der hindereen Stal Thür 2 Rigel ein ziehen, in dem undern Häusern ein Rigel Wand und durch den Stall 2 1/2 s von der hendern Wand noch ein Rigel Wand, wie auch ein Kieh Kripen in Stall machen, Revernitur am Cloac an … in gedacht Genglin richten. ein Thir in Stal und eine zum Heimlikhait machen, 3. newe Stiegen (sampt einem Stiegenglenter) zurichten was am alten Holz noch guet soll er wider brauchen, im obern Stockh, in der einen Kamer und Zweüen Heusern, wie auch ob beiden Stuben, newe gefelzte Boden legen, den Thiren hellffen, die Briter so an die Balcken inder der Stuben abbrechen, gehobelte Bräter starckh an naglen. An dieser Arbeit mag ein Zimerman verdienen —————–20.fl (=Gulden).“

„Was die Schuolbehausung belangt, ist die selbig vornen neben der Haustür am Zu…….das sich einer unzuzen machte herum zu gehen, dann etliche Sail auf dem Boden abgefault, daher sich der Weinstock eingeschlagen, der ober hernacher gesessen, die Schwellen und Pfetten verdrückt, die Rigelwand heraussen gefallen, und sind auch die 3 Stiegen und namentlich alle Böden im ganzen Haus so ba??, dass die samt 2 Riegelwänden im Stall, auch Ofen, Türen, Fenster und -laden, mehrenteil von Neuem zu machen. Die unumänderliche Notdurft erfordert, so muss das Dach von neuem gedeckt, etliche Riegelwand ganz neu gemauert, und die andern ausgebessert werden, nachdem auch in dem einen Häusern der Kochherd und in dem andern der Hinterstuben-Ofen eingeheizt wird, ist ferner Gefahr zu verhindern von Nutz solche beide von …… gebrannten (Lehm) zu besetzen, wie solches Alles in beigelegtem Überschlag mit Namen zu sehen ist. Was sonst den Hauptbau anbelangt, der ist von gutem gesundem Eichenholz, wann demselbigen gemachten Überschlag nachgeholfen wird, ist das Beständigkeit halber nicht viel ringer, als ein Haus so von Grund auf neu erbaut worden, ob ich wohl gern mit dem Überschlag ein mehreres eingezogen hatte, so hat es doch solches zu gutem Wehrschaft zu richten mit sein Machen, beläuft sich dieser Bau-Kost ungefähr auf die 187 Gulden und 30 Heller, welches er(rechnet) Gulden, Heller … ich war ………. berichten, und derselben zu behaulichen gleich gesonderlich beschellen sollen.“

Auch für den Umbau des Pfarrhauses sind seine mehrseitigen Arbeitsanweisungen erhalten geblieben und harren der Transkription.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

Arbeitsanweisungen Heinrich Schickhardts zum Umbau der Schule in Poltringen Seite 1 von 5 von 1630 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N 220 A 132 „Schulhaus“)