Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Familiennamen in Poltringen im 14. Jahrhundert“
Eine der ältesten Quellen für bürgerliche Familiennamen in unserer Region sind die sog. Urbare. Dies sind Auflistungen von Einnahmen und eventuell Ausgaben der regionalen Herrschaften. Nachfolgend sind drei ältesten bekannten aus dem 14. Jahrhundert aufgeführt.
Das Altwürttembergische Urbar von um 1350 ist das in Latein verfasste, erste Gesamtverzeichnis der Einnahmen der, damals noch, Grafschaft Württemberg. In diesem sind nur einzelne Familiennamen von Ortsherrschaften (von Ehingen, von Hailfingen, von Effringen) in Bezug zu „In Boltring“ dokumentiert, keine Namen Poltringer Bürger.
Das Bebenhäuser Urbar von 1356 ist das in Latein verfasste, erste Gesamtverzeichnis der jährlich wiederkehrenden festen und ertragsabhängigen Einnahmen von Bauern und Bürgern des 1191 gegründeten Klosters Bebenhausen aus seinem eigenen Grundbesitz und den Abgaben, die das Kloster anderen schuldete. In diesem sind folgende Familiennamen in Bezug zu „Boltringen“ bzw. „Oberkirch/Oberkirlich“, bei Beschreibung des Grundstücks als Abgabenschuldner oder Anlieger genannt, dokumentiert (in Klammer eigene, freie, sinngemäße Übertragung in modernes Deutsch, wenn notwendig):
- Wernheri de Poltringen (Werner von Poltringen)
- Anshelmus de Halvingen (Anselm von Hailfingen)
- Hermanni de Owe (Herrmann von Ow)
- de Ehingen (von Ehningen)
- de Effringen (von Effringen)
- Bertoldi Múrer (Berthold Maurer)
- Uolen (Uhlen)
- Uelen de Bernhusen (Ühlen von Bernhausen)
- Cunradus Beben (Konrad Beben)
- Seddenlin (Settelin)
- Uloni (Ühloni)
- Anshelmi (Anselm)
- Blúme (Blüme)
- Suter
- Stival (Stiefel)
- Halderin (Halder)
- Linder
- Stival (Stiefel)
- H. Schimilli (Schimmel)
Das Schönbuch-Urbar von 1383 ist das erste Forstlagerbuch der Grafschaft Württemberg. Es ist in Deutsch verfasst. Ein Forstlagerbuch verzeichnet in Bezirken wie dem Schönbuch, in denen Württemberg die Forsthoheit hatte, die dortigen Waldnutzungsrechte und die Einkünfte. Vorher gab es keinerlei gesammelte Übersicht über diese Rechte. Für „Boltringen“, das dem „ober ampt (Oberen Amt)“ der herrschaftlichen Schönbuchverwaltung zugeordnet war und umfangreiche Nutzungsrechte am Schönbuch hatte, sind folgende Familiennamen dokumentiert:
- Eberhart Selder
- Uel
- Aberlin Fronmayer
- Bentz Bruehsel
- Wernher Truemlin
- Küng
- Eberlin Sueter
- Haintz der Vogkeler
- Cuentz Schuler
- Burchart Brun
- Hans der Frie
- Hans Foekler
- Aberlin Schuetz
- Felman
- Haintz Hagen
- Cuentz Huemel
- Haintz der Murer
- Hueg Hagen
- Sueter
- Walther
- Eberhart Riser
Quellen zu „Altwürttembergisches Urbar“ 1350: Original im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Transkription nicht vorhanden; „Bebenhäuser Urbar“ 1356: Original im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Transkription in „Das Bebenhäuser Urbar von 1356“ (2015) von W. Wille; „Schönbuch Urbar“ 1383: Original im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Transkription in „Württembergische Geschichtsquellen“, 23. Band (1934) von K. 0. Müller
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter