Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Gefallenenpostkarte“
In der Oberamts-Postkartensammlung des Stadtarchives Herrenberg gibt es vielen Ansichtskarten mit Poltringer Motiven. Eine davon zeigt ein Bild des Frontgrabes eines der gemäß der offiziellen Verlustlisten für Poltringen vermerkten 25 Gefallenen aus dem Zeitraum von 1914-18. Die bebilderte Gefallenentafel im Rathaus, die Liste im Heimatbuch und die Inschriften in der Aussegnungshalle des Friedhofes nennen allerdings aus unbekannten Gründen nur 21 Gefallene (eventuell sind diese noch vor dem Krieg nach auswärts verzogen). Es fehlen dort:
Gefreiter Gäntzle, Johannes (*18.09.1891 in Poltringen, +26.07.1915 in Schelkow / Russland), I.R. 125 4. Komp., deutsche Verlustlisten 08966 vom 23.09.1915 „infolge Verwundung verstorben“ (ist aber auf Denkmal in Entringen zu finden)
Schütze Sailer, Eugen (*15.08.1898 in Poltringen, *02.04.1918 in Moreuil / Frankreich), I.R. 478 2.M.G.K., deutsche Verlustlisten 26232 vom 12.09.1918, „gefallen“
Gefreiter Sailer, Josef (*12.09.1884 in Poltringen, +12.08.1916 in Stuttgart), 2. Landsturm Infantrie Bataillon Stuttgart XIII/3 3. Komp., deutsche Verlustlisten 14714 vom 09.09.1916 „infolge Krankheit etc. verstorben“
Grenadier Schlegel, Friedrich (*12.12.1891 in Poltringen, +09.11.1914 in Mesen / Belgien), G.R. 119 1. Komp., deutsche Verlustlisten 03858 vom 28.12.1914 „gefallen“
Auf der Postkarte handelt es sich um das Grab des in der Poltringer Gefallenendokumentation aufgeführten Soldaten / Wehrmannes (I.R. – Württembergisches Infanterieregiment Nr. 413, 3. Kompanie) Ferdinand Edel, der am 11.10.1879 in Poltringen geboren wurde und vor dem 08.04.1918 mit 39 Jahren zu Tode kam. Er ist in der deutsche Verlustlisten 25453 vom 03.08.1918 aufgeführt. Wahrscheinlich starb er im Zuge der letzten Frühjahrsoffensiven der deutschen Armee von März bis Juli 1918 in Nordfrankreich.
Für sein Regiment sind vom 07.04.- 08.06.1918 im Zuge der ersten Frühjahrsoffensive 1918 namens „Unternehmen Michael“ Kämpfe an der Avre und bei Montdidier und Noyon vermerkt. Allein diese Operation kostete insgesamt ca. 240.000 Tote, Vermisste und Verwundete auf der deutschen Seite und etwa 255.000 auf Seiten der Entente.
Wahrscheinlich wurde die Postkarte erstellt, da er nicht nur auf dem improvisierten Sammelgrabkreuz mit sieben weiteren deutschen Kriegsopfern genannt ist, sondern zusätzlich ein eigenes, liebevoll gestaltetes Grabkreuz wohl von seinen Kameraden erhielt. Am Kreuzfuß ist wahrscheinlich der/die Ersteller genannt, leider ist diese Inschrift nicht entzifferbar. Wann und wo das Foto genau gemacht wurde, ist leider nicht vermerkt. Es dürfte aber kurz nach der sicher frontnahen Beerdigung Anfang April 1918 aufgenommen worden sein, da die Gräber sehr frisch und improvisiert wirken sowie frischer Blumenschmuck zu erkennen ist. Ferdinand Edel ruht heute auf der Kriegsgräberstätte in Montdidier (Frankreich) in der Endgrablage Block 3, Grab 86.
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter