Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Bauerkriegsteilnehmer“

Holzschnitt Bannerträger „Freiheit“ aus „Von dem großen lutherischen Narren“ Straßburg 1522 von Thomas Murner

Im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart gibt es ein Dokument (Archivalieneinheit A 44 U 3282) vom 15. Mai 1526, das einen Poltringer als Teilnehmer des „Deutschen Bauernkriegs“ 1524-26 nennt. Ggf. wurde er in der Schlacht von Böblingen am 12. Mai 1525 gefangengenommen, in der die Bauern vernichtend geschlagen wurde:

„Simon Waltz aus Poltringen, wegen seines aufrührerischen Verhaltens während der Bauernunruhen im Turm zu Nagold gefangen, jedoch auf die Fürbitten seiner Freunde und Gönner wieder freigelassen, verspricht eidlich, keine Waffen mehr zu tragen außer einem abgebrochenen Brotmesser, keine offene Zeche mehr zu besuchen, eine Geldstrafe von 100 fl (Florentiner = Gulden; Summe entspricht ca. 5.000 EUR) zu zahlen und sich an keinem Aufruhr mehr zu beteiligen, sondern der Obrigkeit gehorsam zu sein, und schwört. (Dienstag nach Exaudi)“

Bereits am 20. April 1525 hatte sich ein Bauernhaufen in der Grafschaft Hohenberg, im Amt Herrenberg, im Schönbuch und im Ammertal gebildet, dem sich wahrscheinlich Simon Waltz anschloss. Sie wollten wohl die von den Aufständischen in Memmingen März 1525 beschlossenen durchaus moderaten „Zwölf Artikel“ durchsetzen. Diese forderten die freie Pfarrerwahl (1), die Abschaffung des Kleinzehnten, kirchliche oder gemeinnützige Verwendung der Großzehnten (2), die Aufhebung der Leibeigenschaft (3), die freie Jagd und Fischerei (4), die Rückgabe der Wälder (5), die Reduzierung der Frondienste (6), Einhaltung bestehender Besitzbedingungen (7), Neufestsetzung der Abgaben an den Grundherren (8), feste statt willkürlicher Strafen (9), Rückgabe der Allmenden (10) und Abschaffung des Todfalls (11). Der zwölfte Artikel erklärt die grundsätzliche Bereitschaft, auf alle Forderungen zu verzichten, die dem Wort Gottes nicht gemäß sind.

Sein Bauernhaufen vereinigte sich dann mit dem „Schwarzwälder Haufen“ und dem württembergischen „Hellen Christlichen Haufen“ in Herrenberg. Von dort zog man sich, nachdem die Bundestruppen des „Schwäbischen Bundes“ am 3. Mai in Rottenburg und Wurmlingen anlangten und durch das Ammertal wohl über die alte „Ammertalstrasse“ an Poltringen vorbei nach Herrenberg zogen, nach Böblingen zurück.

Dort kam es dann am 12. Mai 1525 zur entscheidenden Schlacht, in der die einheitlich geführten, gut ausgebildeten, mit Artillerie sowie Kavallerie ausgestatteten und besser bewaffneten Bundestruppen (ca. 8.000 Mann) unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (genannt Bauernjörg) das Bauernheer (ca. 15.000 Mann) unter der Leitung von Hauptmann Matern Feuerbacher, Gastwirt aus Großbottwar, schlugen und ca. 3.000 Aufständischen den Tod brachten. Die Bundestruppen verloren in diesem Massaker nur 50 Mann. Matern Feuerbacher wurde interessanterweise in der Folge vom Kaiserliche Hofgericht freigesprochen und später Küchenmeister des Markgrafen von Baden.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter