Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Kindesentführung“
Am 17. Februar 1998 wurde die siebenjährige Sharon aus Poltringen von ihrem eigenen nichtehelichen Vater, Wilfried H., entführt. Die Mutter, die Krankenschwester Ines K., suchte in ihrer Verzweiflung Hilfe bei der Elterninitiative „Vermisste Kinder“ in Hamburg. Ein Foto der kleinen Sharon wurde auf der Internetseite www.initiative-vermisste-kinder.de veröffentlicht.
Im Mai 1999 meldete sich ein Mann aus San Carlo, Mexiko, der das Kind bei seinen Nachbarn erkannt hatte. Die Polizei wurde eingeschaltet, Verbindungen zur deutschen Botschaft in Mexiko hergestellt. Über einen Privatdetektiv nahm Ines K. Kontakt zu dem ProSieben-Reporter Bernd Liesert auf. Der Fernsehsender Pro Sieben meldete Interesse und übernahm die Flugkosten für die Mutter nach Südamerika. Zusammen mit dem Reporter und einem Kameramann flog die Mutter nach Mexiko, um ihre Tochter zu befreien. Eine Ausstrahlung der Reportage erfolgte im TV Magazin SAM am 23., 24. und 25.06.1999 jeweils um 13:30 Uhr.
Dann wurde es noch einmal richtig dramatisch“, erzählt Monika Bruhns von der Elterninitiative. „Am Freitag wollte Ines fliegen. Aber am Donnerstag erhielten wir die E-Mail, dass der Vater geflüchtet sei. Mit Hilfe der Polizei wurde er vorläufig festgehalten. Bei der Gegenüberstellung mit der Mutter seiner Tochter behauptete er, dass er diese Frau nie gesehen habe. Erst mit Hilfe zahlreicher Dokumente konnte nachgewiesen werden, dass Sharon zu Ines gehört.“
Der Vater, in Deutschland bereits per Haftbefehl gesucht, wurde von der mexikanischen Polizei an Ort und Stelle zusammen mit seiner Lebensgefährtin verhaftet. Seine Passangaben sowie die seiner Freundin waren gefälscht, auch das Kind lebte unter falschem Namen. Wilfried H. wurde am 19. Juni 1999 nach Deutschland ausgeliefert und dem Haftrichter vorgeführt. Sharon lebte dann wieder bei ihrer Mutter.
Quellen: Hamburger Abendblatt vom 22.06.1999 und Golem.de vom 20.06.1999
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter