Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Sage vom Schatz in der Raosen
„Bei Poltringen, zwischen Pfäffingen und Oberndorf, soll in der »Raosen*«, einem Wasserloch, ein Schatz verborgen liegen.“
*Raosen, ggf. von mhd. „rozze“, Lache, wasserreiche Mulde; es gibt in dem Bereich einen direkt in den Aischbach(-graben) fließenden Brunnen („Gäßle-Brünnele“), der aus uralter steingemauerter Wasserleitung gespeist wird, die in Richtung Oberndorfer oder Heidenwald führt, und wie die Quelle seltsamerweise bis heute auf keiner, auch nicht historischer, Karte verzeichnet ist. Vielleicht besteht hier Bezug zu Sage?
Aus „Sagen, Märchen, Volksaberglauben – Volksthümliches aus Schwaben Band 1“ von Anton Birlinger / Michael Richard Buck von 1861; Sage ist mündlich überliefert.
Wer weitere (noch undokumentierte) Poltringer Sagen kennt oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Sage vom Muotisheer*
„Ein alter Lehrer in Hirschau erzählte oft, wie er einmal noch spät von Poltringen heim sei nach Hirschau. Zwischen Pfäffingen und Poltringen sei es eben gewesen: da hörte er plötzlich ein furchtbares Jagen und Rufen und verworren Schreien. Er sprang über Hals und Kopf, um noch zu dem nächsten Feldkreuz zu kommen. Aber im Nu rief’s schon hinter ihm her:
“Hû, hû, hû,“
“Auss əm Wëəg!“
Glücklicherweise hatte er das Kreuz erreicht und so gewaltig umklammert, als ob er angewachsen wäre. In dem nämlichen Augenblicke zog eine große Schar Reiter auf Schimmeln und Rappen an ihm vorbei, die Reiter alle ihre Köpfe unter dem Arm. Er kam glücklich davon; hätte er das Kreuz nicht erreicht, so wär’s ihm gewiß nicht gut gegangen.“
*Muotis- oder Wuotisheer oder wilde Jagd: u.a. Sturm der in Tagen der Tag- und Nachtgleiche den Frühling ankündigt oder baldigen großen Krieg, auch in Verbindung mit Odins / Wotans wütendem Heer oder Existenz eines Geisterheeres, das sich in der Nacht erbitterte Kämpfe liefert
Aus „Sagen, Märchen, Volksaberglauben – Volksthümliches aus Schwaben Band 1“ von Anton Birlinger / Michael Richard Buck von 1861; Sage ist mündlich überliefert.
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Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Sage von der guten Schlossamme
„Zum Ende des 2. Weltkrieges lebte eine in Berlin ausgebombte Familie (Fam. Lange), mit ihren drei im Schloss geborenen Kindern, alleine im Schloss. Da es im Ammertal keine Luftschutzsirenen gab, konnte man sich erst beim hörbaren Dröhnen der Flugzeugmotoren in den Keller flüchten.
Irgendwann began es aber, dass immer vor Luftangriffen ein sich wiederholendes Klopfen an der Wand hörbar war. Dadurch konnte man schon Minuten vor den Angriffen den Keller aufsuchen. Man sah dann öfter nach, ob sich noch jemand im Schloss aufhält, konnte aber nie jemand finden.
Auch ein weiteres seltsames Erlebnis ergab sich, bei dem einem der Kinder der Teddybär von unsichtbarer Hand in die Höhe schwebend gehoben wurde, dort verharrte und sanft in die Kinderhände zurückglitt, ohne dass das Kind Angst zeigte.
Man brachte diese Ereignisse in Verbindung mit der, im Schloss verstorbenen, Amme der letzten Schlossherrin. Diese gehörte zu einer durchreisenden Landfahrergruppe, hatte eine Totgeburt in Poltringen und wurde zur Genesung im Schloss aufgenommen, wo sie dann als Amme verblieb.”
Gekürzt nach den (dem Autor vorliegenden) Aufzeichnungen von Fam. Lange des Schlossverwalters Dieter Christ aus 2001.
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Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Woher kommt das Poltringer Ortswappen?“
Das erst 1933 festgelegte Gemeindewappen zeigt in Silber auf grünem Dreiberg einen stehenden, rotbezungten schwarzen Eber, darüber eine fünfblättrige rote Rose. Der Eber ist ein altes Fleckenzeichen und geht auf die ehemaligen Ortsherren (bis 16. Jhrdt.), die Grafen von Eberstein, zurück, aus deren Wappen auch die Rose übernommen wurde. Die Rose ist ein Ehrenzeichen, dass den Ebersteinern wohl für ihre Verdienste um die Kirche vom Papst verliehen wurde und daher in deren frühestem Wappen (noch vor dem Eber!) aufgeführt wurde. Diese päpstliche Ehrung gibt es seit dem 11. Jhrdt. und bestand aus einer vergoldeten silbernen Rose mit einem blauen Saphir in der Mitte. Das Wappen war 38 Jahre lang bis zur Gründung von Ammerbuch im Jahr 1971 gültig.
Bis 1933 verfügte Poltringen über kein offizielles Wappen. Da Gemeindewappen aber zu Beginn des 20. Jahrhundert immer beliebter wurden (z.B. 1907 hatte von 1900 Gemeinden in Württemberg nur 152 ein eigenes Wappen) und nachdem zunächst nur die Städte als wappenfähig galten, dies ab 1926 aber auch auf Gemeinden zutraf, entstanden immer mehr Gemeindewappen. Durch die Bestimmungen der deutschen Gemeindeordnung von 1935 wurde die Wappenannahme oder Änderung dann zu einem staatlichen Verwaltungsakt. Jede Gemeinde, die ein Dienstsiegel mit eigenem Bild haben wollte, musste ein Wappen führen. Gemeinden ohne Wappen führten ein Dienstsiegel mit Hakenkreuz. Auch dies könnte dazu motiviert haben sich im eher NSDAP-kritischen Poltringen (siehe Amtsblattartikel vom 14.03.19) ein eigenes Wappen zulegten.
Früher genutzte Poltringer Gemeindefahnen waren rot-weiß, was ggf. Bezug zu den Farben der letzten adligen Schlossherren hatte (v. Ulm-Erbach, blau-weiß-rot) und heute sich noch zeigt in den rote-weißen Fahnen des PFC.
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Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Warum heißt Poltringen „Poltringen“?“
Die Endung eines Ortsnamens mit -ingen (o.ä. wie -ing, -in, -inge, -en, z.B. Reusten) zeigt an, dass es sich wie bei Poltringen um einen Ort handelt, der als einer der ersten nach dem Abzug der Römer aus unserer Region von den nachrückenden Alamannen gegründet wurde. Poltringen wurde zwar erst 1191 erstmals schriftlich erwähnt, wurde aber ggf. schon im 4. Jahrhundert nach Christus gegründet.
Die Wortendung ist immer mit einer Bezeichnung eines Ortes oder einer Person in Bezug zu sehen. In der Regel bezeichneten die Alamannen ihre Dörfer nach den Bewohnern, die Bewohner wiederum sind nach dem Sippenoberhaupt oder Ortsgründer genannt. Dies könnte hier ein Bolthar(i), Baldo, Bolder, Baltrun o.ä. gewesen sein. Die Endung „-ingen“ bei Poltringen etwa bezeichnet den Dativ Plural: „bei den Blutsverwandten des Bolthar(i)“ oder „bei den Leuten, die in der von Bolthar(i) gegründeten Siedlung wohnen“.
Orten mit Endungen wie -heim, – dorf, -weiler, -stetten, -hausen oder -holz wurden erst später gegründet. Da in Ammerbuch sonst alle Ortsteile mit -ingen oder -en enden, ist anzunehmen, dass Breitenholz der am spätesten gegründete Ort ist.
Gründe für die Siedlung an diesem Ort war bei Poltringen sicher die Lage an Ammer, das Vorhandensein einer Furt, diverse Quellen, die Güte des Bodens und die Nachbarschaft zur wahrscheinlich noch in Nutzung befindlichen Römerstraße. Zudem könnte die Nähe zu den Ruinen des römischen Gutshofes, ein etwaiger uralter germanischer Kultplatz unter der heutigen St. Stephanus-Kirche sowie die geschützte Lage im Talausgang, des sich hier verengenden Ammertals, ausschlaggebend für die Wahl der Ortsgründung gewesen sein.
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Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Keltische Grabhügel“
Auf dem Schopfenloch am Käsbachknie gab es früher 12 keltische Grabhügel. Diese sind mitterweile aufgrund Planierung durch die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zu erkennen.
Dort fand man bei Ausgrabungen ca. 1897 bronzene Frauengrabbeilagen / Schmuck aus dem 3./4. Jhrdt. v. Chr.. Dieser ist heute Privatbesitz der Familie von Ow-Wachendorf und im Freiherrlichen Schlossmuseum in Wachendorf ausgestellt. Eine Besichtigung kann gegen Voranmeldung erfolgen.
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Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die älteste menschliche Spur in Poltringen“
Der früheste Nachweis für eine menschliche Ansiedlung in Poltringen, für den es Fotografien gibt, fünf relativ unscheinbare Keramikscherben aus der Ammeraue, ist immerhin ca. 2500-3000 Jahre alt.
Leider ist nicht dokumentiert, wann dieser Fund erfolgte und wie alt die Schreben genau sind. Die Scherben könnten entweder keltisch sein (Hallstattzeit), d.h. etwa 800 bis 450 v. Chr. entstanden sein oder sogar aus der Urnenfelderzeit von etwa 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr. stammen.
Es gibt aber auch Nachweise, dass Menschen der Jungsteinzeit (circa 5400 bis 1000 v. Chr.), d.h. Ackerbauern und Viehzüchter, auf der Poltringer Gemarkung gelebt haben. Man fand dazu seit 1932 auf Poltringer Gemarkung bisher nachweislich vier steinzeitliche Siedlungsstellen; diese lagen im Bereich Engwiesen, Oberes Feld, Rübenäcker und Untere Wasserbreite. Dort fand man bis 2005 hunderte Spuren wie Steinmesser, Steinklingen, Steinbeil, Steinaxt, Steinbohrer, Steinkratzer/-schaber, Pfeilspitzen und Scherben von Fein- und Grobkeramik wie Kumpfe, Vorratsgefäße, Schalen und Bauchknickgefäße (Dr. Jörg Bofinger, „Untersuchungen zur neolithischen Besiedlungsgeschichte des Oberen Gäus“, 2005, S. 424-426 und im Tafelteil: 31-36, 9.5.1-9.5.4), die bis zu 7000 Jahre alt sein könnten. Neuere Funde gibt es bisher nicht. Leider gibt es für diese Funde keine Fotografien, aber teilweise Zeichnungen.
Menschen lebten daher dauerhaft in Poltringen seit vielleicht fast 300 Generationen! Auch in der Altsteinzeit vor ca. 5400 v. Chr. könnten Menschen temporär als Jäger und Sammler auf Poltringer Gemarkung gelebt haben. Dafür fehlen aber bisher Spuren.
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Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die Poltringer Quellen“
In Poltringen gibt es heute die u.g. oberirdischen, öffentlichen und natürlichen Quellen bzw. Brunnen. Nicht dazu gehören die Tiefbrunnen (30-60 m Tiefe), die sich, wie das Wasserwerk selbst, auf Poltringer Gemarkung befinden und kleine Quellen an oder bei Privathäusern im Ort.
Die erste Quelle (ganzjährig, 0,1 – 1,65 l / sec.) ist der „Türlesbronn/-brunnen“ (Q 40) westlich des Flugplatzes direkt am Feldweg Richtung Hardtwald. Im Mittelalter gab es dort, wahrscheinlich wegen des Zugangs zu Wasser, eine kleine Ansiedlung. Von dieser wohl zu Poltringen gehörenden Ansiedlung mit dem Namen Tüllisbronn bzw. Dillisbronn wissen wir, da sie u.a. den Herren von Wehingen 1416 abgabepflichtig war. Das Wasser der Quelle fließt über den Türlesbach in den Steinbruchsee gegenüber dem Bauhof und von dort in die Ammer. Die zweite Quelle (ganzjährig, 1,0 – 1,4 l / sec.) ist die „Römerquelle“ (Q 40/1) am westlichen Abhang des Käsbachknies. Ihren Namen trägt die Quelle, da oberhalb von ihr vor ca. 2.000 Jahren ein römisch Gutshof stand, von dem man noch heute auf den Feldern direkt über dem Abhang oberhalb der Quelle Keramikscherben findet. Eine Besonderheit ist, dass das Wasser direkt an der Quelle in einem offenen künstlichen Kanal parallel zum Hangverlauf nach Nordosten zwei Weihern am Rand des Käsbaches zugeleitet wird. Die dritte Quelle (ganzjährig, 0,004 – 0,36 l / sec.) ist das „Gässle-Brünnele“ (Q 3). Dies ist aber keine Quelle im engeren Sinne, da das Wasser des Brunnen aus einem, ca. 100-200 Jahre vergessenen und vor einiger Zeit wiederentdeckten, historischen Kanal aus der Zeit zwischen 1500 und 1800 stammt, von dem unbekannt ist, wo er beginnt, endet und wo der Quellort seines Wassers ist. Sein Wasser fließt über den Aischbachgraben in den Engwiesenbach und von ihm in die Ammer. Die vierte Quelle („Bessertälesquelle“, Q 4, ganzjährig, 0,2 – 2,2 l / sec.) liegt in der Verlängerung der Jahnstraße nach Westen in einem Wäldchen nach der Bebauung. Sie entspringt in einem kleinen Tümpel von etwa 4 auf 6 Meter. Das Wasser fließt dann in den Basermannsgraben und von dort in die Ammer.
Zudem gibt es nahe der Gemarkungsgrenze zu Reusten eine fünfte Quelle. Diese, genannt „Schwarzer Brunnen“ (in Reusten auch „Schwärzlesbrunnen / Schwärzenbrunnen“; Q 38/2), liegt am Ammertalnordhang nach der Schwärzer Halde und der anschließenden Klinge direkt vor dem Bauhofbeginn auf der gegenüberliegenden Ammerseite. Diese Quelle ist die stärkste der Poltringer Quellen mit 10 – 20 l / sec und sollte sogar in den 20er Jahren als Poltringer Wasserversorgung gefasst werden. Sie hat ein Wassereinzugsgebiet bis Oberjettingen, Haslach und Mötzingen (d.h. immerhin ca. 15 km entfernt). Sie wies früher eine kleine Kaskade von 50-100 cm Höhe auf, die ca. 100 m weiter südwestlich lag. Dies hatte den Grund darin, dass die zwischen Ammer und früherem Ammertalnordhang liegenden Felder und Wiesen durch den Steinbruchbesitzer Schäfer mit Steinbruchschutt ca. 20 Meter hoch aufgeschüttet und die Quelle sowie der Wasserfall in umweltfrevlerischer Weise in den 50 / 60 er Jahren in der damaligen Form damit wohl illegal vernichtet wurden. Leider gibt es keine Aufnahme der Quelle und Kaskade vor dem „Sündenfall“. Hier ist sicher ein landschaftliches Juwel zerstört worden, auf das man heute stolz wäre. Das Heimatbuch von 1971 spricht auf Seite 29 davon, dass die Quelle leider „zugeschüttet“ sei; die Quelle drückt aber (mitterweile) zum Glück weiter in starker Schüttung unter der Schutthalde heraus. Außerdem gibt es eine Quelle „oberhalb der Stephanuskirche“ (Q 39) im Tal, die eine Schüttung von 0 – 2,7 l / sec aufweist, für die aber kein örtlicher Name bekannt ist. Sie liegt zwischen Friedhof und Bauhof unterhalb der Kreisstraße und ist mit einem Graben mit Ammer verbunden. Aufgrund der Lage im Talgrund im Gewann „Im Täle“ könnte sie „Tälequelle“ heißen. Weitere Quellen bzw. Brunnen mit Namen „Gopfbrunnen“ gab es bis zur Zerstörung durch modernen Straßenbau beim früheren Gasthaus „Hirsch“ zwischen Ammerufer, Straße und heutigem Altglascontainer und neben dem heutigen Rathaus, dort wo statt des Spielplatzes nun ein Neubau steht und früher ein großer Steinblock lag („Gänswinkelbrunnen“). Eine weitere Quelle am östlichen Abhang des Hottenbergs speist heute ggf. noch den „Hülenplatzbrunnen“. Auch an der Ehinger Straße Ecke Aiblestraße ist ein Brunnen („Ehinger Brunnen“), bei dem aber unklar ist, wo er sein Wasser her bezog. Quellnummerierung, damalige Wasserqualität und Schüttungsangaben aus „Hydrogeologische Untersuchungen im Oberen Gäu“ von Dr. Heinz Michael Harreß, 1973 (einsehbar in Landratsamt Tübingen Abtl. Grundwasserschutz).
Wer hierzu vertiefende Informationen oder Bilder der Quellen (insbesondere „Schwarzem Brunnen“) beitragen kann, bitte melden.
Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Wann wurde Poltringen erstmals urkundlich erwähnt?
Dies war am 30.07.1191 in der Gründungsurkunde des Kloster Bebenhausen (Übersetzung aus Michael Buhlmann „Das Kloster Bebenhausen im Mittelalter“ Vertex Alemanniae, Heft 19, 2005, S. 29-43). Vorher gab es keine schriftliche Nennung des Namens Poltringen, obwohl es das Dorf schon einige Jahrhunderte davor schon gab. Es wurde aber damals nur wenige und wichtige Urkunden erstellt und überdauerten. Die älteste erhaltene Originalurkunde Deutschlands stammt von König Pippins aus dem Jahr 760 (Schenkung an Reichsabtei Fulda).
“Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Ich, Rudolf, durch die Gnade Gottes Pfalzgraf von Tübingen, dem ehrwürdigen Abt Diepold und allen diesem kanonisch folgenden [Äbten] auf ewig. Die heutige Generation und jede, die geboren wird und entsteht, soll erfahren, dass, weil der Schöpfer des Alls es so eingerichtet hat, dass jenes Haus der heiligsten Gottesmutter in Bebenhausen durch den Aufwand unserer Hilfe entstand, wir das Gut, das der Speyrer Kirche gehörte, mit Zustimmung unserer geliebten Ehefrau Mathilde und unserer Kinder rechtmäßig getauscht haben, wobei der ruhmreichste Kaiser Friedrich [I. Barbarossa] und dessen Sohn Heinrich [VII.] sowie andere Fürsten des Königreichs dies begünstigten und bestätigten und wir auf Grund der Autorität dieser den Ort wegen des Gedächtnisses an unsere Eltern im Gottesdienst dem Prämonstratenserorden zugewiesen haben. Als danach aber aus gewissen Gründen der Konvent dieses Ordens [den Ort] verließ, wurde durch die Autorität des Herrn Kaiser Heinrich, der damals dem verstorbenen Vater im Kaisertum nachfolgte, glücklich der Zisterzienserorden herbeigerufen, und dieser erhielt durch uns jenen Ort und alle zu diesem gehörenden zinspflichtigen Leute zusammen mit den Gütern, frei von Vogtei und Steuer, gleichwie es die Einrichtung dieses Ordens erfordert, und wir haben [dies alles] ganz und gar überlassen. Und weil ja der heilige und wohlgefällige Lebenswandel dieser Religiosen uns zu weiteren Wohltaten treibt, haben wir auch das Privileg eines besonderen Geschenks zu ewigem Recht dazugetragen: dass wer von den Dienstleuten, Kaufleuten oder Bauern, von Leuten irgendeinen Standes oder irgendeines Berufs, krank oder gesund, sich zum Lebenswandel dieser [Zisterzienser] bekehren oder ein Teil seiner beweglichen oder unbeweglichen Habe übertragen will, er in allem die freie Möglichkeit dazu hat, wenn er unserer Gewalt unterworfen ist. Für unsere Verdienste verlangen wir nichts, lieber wählen wir diese als betende Sachwalter beim furchtbaren Richter [des Jüngsten Gerichts] und erwarten von diesen fest und treu Dank und das Versprechen, dass nach unserem Tod an jedem [Todes-] Tag, wenn es möglich ist, zu unserem Gedenken und das unserer Eltern immer dort die Totenmesse gefeiert wird. Nicht zu vergessen ist, dass wir festgesetzt haben, dass Besitzungen und Güter, die wir diesen [Mönchen] geschenkt haben, von jeglicher Vogtei frei sein sollen. Um göttlicher Vergebung willen haben wir auch diesem Kloster mit kaiserlicher Autorität bewilligt [ein Gebiet] im Wald Schönbuch mit den Grenzen, …..(KÜRZUNG)….. Innerhalb dieser Grenzen mögen sie [die Mönche] Feuerholz und anderes zu ihrem Nutzen Notwendige herbeischaffen. Wenn innerhalb dieser Grenzen das Holz zum Bauen nicht ausreicht, haben sie die freie Verfügung, innerhalb des gesamten Waldes, der Schönbuch heißt, Holz zu fällen. Und sie mögen die Weiden des gesamten Waldes nutzen mit Ausnahme der Schafe, für die wir die Freiheit des Abweidens nicht zuerkannt haben.
Damit daher niemand es wagt, die feste Angelegenheit dieser Schenkung mutwillig herabzusetzen, haben wir veranlasst, die vorliegende Urkunde durch den Eindruck unseres Siegels und die Nennung der Zeugen zu kennzeichnen. Dies sind die Namen der Zeugen, die dabei waren: ….(KÜRZUNG)…. Von den Dienstleuten: Truchsess Friedrich und dessen Bruder Diemo, Vogt Konrad von Ruck, Heinrich von Poltringen, Walter von Lustnau, Dietrich und Hugo von Ihlingen, Friedrich von Weitingen und Eticho, Heinrich und Werner von Bondorf, Kraft von Hailfingen, Konrad von Pfäffingen, Friedrich und Hugo von Gomaringen und viele andere mehr. Geschehen ist dies im Jahr 1191 von der Fleischwerdung des Herrn an, als der römische Kaiser Heinrich herrschte. Gegeben an den 3. Kalenden des August in Asberg.”
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Bühnensage“ von Ritter Volpert von Poltringen
„Ritter Belrem von Weissenstein, der mit Kaiser Barbarossa zum Kreuzzug ins Heilige Land zieht, verliebt sich dort in die schöne Orientalin Suleima, die aber seinem Freund Volpert von Poltringen den Vorzug gibt. Von Eifersucht und Rache getrieben, versucht Belrem zunächst die Liebenden zu ermorden, dies misslingt. Als er bei der Hochzeit des Grafen von Tübingen auf die beiden stößt, lockt er Volpert in einen Hinterhalt, wo dieser durch Konrad von Vaihingen, einem fiesen Saufkumpan von Belrem, mit Suleima erdolcht wird. Ritter Belrem macht sich anschließend für 20 Jahre aus dem Staub, kehrt aber dann mit Frau und Kindern auf seine Burg Kräheneck zurück. Doch in all den Jahren seines unsteten Lebens, verfolgt ihn ein schlechtes Gewissen. In der Schlussszene auf der nebelumhüllten Burgzinne, erscheint ihm die anklagende Suleima. Mit der Erkenntnis, dass er seiner Schuld nicht davonlaufen kann, stürzt er sich von der Burgzinne hinunter in den Tod.”
Aus „BELREM – Eine Moritat aus der Ritterzeit von Fritz Schönthaler, Premiere: Juli 2009 auf der Burg Kräheneck, Pforzheim-Dillweißenstein, unter Verwendung von Motiven aus dem Stück „Belrem von Weißenstein“ aus dem Jahr 1928 von Adolf Becker (Inszenierung: Reinhard Kölmel; Produktion des Amateurtheatervereins Pforzheim).
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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – neue Ansichten des Unter- / Bergschloss „Oberpoltringen“
Von 1603 bis ca. 1790 besaß Poltringen zwei Schlösser. Das an der Ammer liegende Wasserschloss und das auf der Anhöhe oberhalb des Gasthofes „Adler“ stehende sogenannte evang. Bergschloss, Unterschloss oder Schloss Oberpoltringen.
Die einzige bisher bekannte und wohl relativ realistische Zeichnung des Schlosses aus dem „Forstlagerbuch“ von Andreas Kieser von 1683 ist u.a. im Artikel „Bergschloss Oberpoltringen“ in Ammerbuch Aktuell“ vom 30.08.18 oder auch in Wikipedia zu sehen.
Nun konnte eine weitere Ansicht in einer Karte aus dem Zeitraum von 1700-1750 im Staatsarchiv Sigmaringen gefunden werden. Sie zeigt „Bolttring“ mit St. Stephanus-Kirche (aber ohne Kloster, das letztmalig 1680 erwähnt ist, und ohne die St. Klemens-Kirche im Ort), aber mit „Oberschloß“ (Wasserschloss) und „Underschloß“ (Bergschloss).
Das Wasserschloss zeigt aber nicht die damals wie heute bestehende Viereckform um einen Innenhof, sondern ist als ein längerer, schmalerer Bau und auch rechts der Straße nach Reusten dargestellt. Auch das Bergschloss hat mit zwei hohen Ecktürmen rechts und links an der Stirnseite eine andere Form, wie die Kiesersche Zeichnung mit nur zwei kleineren Ecktürmen an der Hinterseite ausweist. Diese Gestalt mit zwei hohen Ecktürmen weist das Bergschloss auch in einer Karte um 1750 auf (Karte über Forst- und Jagdgrenzen am Rötenberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 33 Bü 102 a Nr. 78).
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Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Das Poltringer Kloster
Poltringen war lange Jahrhunderte kirchlicher Zentralort für seinen Umkreis und hatte eine erheblich größere Bedeutung als heute. Dies zeigt seine kirchliche Infrastruktur mit zwei Kirchen, zeitweise einer Kapelle im Wasserschloss sowie den (vor allem kirchlichen) Rechten, die Poltringen in Oberndorf, Wendelsheim, Reusten und den zwei abgegangen Weilern Röschenhofen (zwischen Oberndorf und Reusten) und Tüllisbronn (zwischen Reusten und Entringen) innehatte. Dies unterstreicht nicht nur die besondere Lage der St. Stephanus-Kirche mit der Steinbrücke über die Ammer, sondern auch, dass es dort über 200 Jahre lang ein Kloster gegeben hatte. Poltringen (teilweise vor Jahrhunderten auch „Oberkirch“ oder „Oberkilch“ genannt) gilt daher auch als eine der ältesten und ersten Pfarreien der Umgebung.
An der Pfarrkirche St. Stephanus bestand ein erstmals 1423 genannter, aber wohl einiges älterer, Konvent von wohl nicht mehr wie 5-10 Franziskaner-Terziarinnen, der 1647 im Dreißigjährigen Krieg von schwedische Truppen zerstört wurde. Bevor das Kloster abbrannte, rettete ein Poltringer daraus eine Madonna aus dem 14. Jahrhundert. Fast vierhundert Jahre lang wurde sie in der Poltringer Familie Baur von Generation zu Generation vererbt. Heute steht sie in einem Seitenaltar der Kirche und stellt den einzigen Gegenstand dar, der das Kloster überdauert hat.
Obwohl anschließend wieder aufgebaut, stand die Klause seit 1665 leer und die Gebäude zerfielen (1680 bestanden sie aber noch). Leider gibt es bisher keine bekannte, genaue bildliche Darstellung des Klosters. Lediglich auf einer Karte von 1705 könnte sich erahnen lassen, dass das Kloster an die St. Stephanus-Kirche angebaut war. Auf späteren Karten im Zeitraum von 1705-1750 findet sich bisher kein Hinweis mehr auf das Kloster. Lediglich Gewannnamen wie „Nonnengärtchen“ (Teil des heutigen Friedhofs) oder „Nonnenweinberg“ (am Hang nördlich der St. Stephanus-Kirche) erinnern an das Kloster.
Leider waren bisher weder in regionalen, kirchlichen, staatlichen oder sogar dem österreichischen Staatsarchiv in Wien Spuren des Klosters zu finden.
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Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Die Bauopferurne von St. Klemens
Beim Bau einer Wasserleitung wurde 1928 westlich des Kirchturms von St. Klemens eine Urne mit ungeklärtem Inhalt gefunden. Sie hatte eine beachtliche Größe von 50 cm Höhe und 40 cm Breite und war mit Ornamenten geschmückt. Sie war gefüllt mit einer schwarzen, kohlartigen Humusschicht. Es könnte sich hier um Überreste von Salzbrot, Getreide oder eines Tierkörpers gehandelt haben. Die Urne datiert in das späte 14. oder wahrscheinlicher 15. Jahrhundert und von der Form her handelt es sich um ein großes Vorratsgefäß. Solche großen Vorratsgefäße mit aufgelegten, mit Fingereindrücken verzierten Verstärkungsleisten sind eher selten.
Vielleicht war die Urne eine Bauopferurne, die beim Wiederaufbau der abgebrannten romanischen Kirche im Mittelalter eingebracht wurde, ein Schutzmittel im Volksglauben gegen Unglücke etc.. Das Gefäß könnte, was durchaus immer wieder bei mittelalterlichen Vorratsbehältern vorkommt, auch einfach ohne Bezug zu einem Gebäude oder Nutzung als Urne in den Boden eingegraben gewesen sein.
Leider ist nur noch das Bild der Urne erhalten. Die Urne selbst ist verschollen und auch der Inhalt wurde nicht naturwissenschaftlich untersucht. Neuere Nachforschungen beim Denkmalamt und der Universität Tübingen ergaben leider keine anderen Ergebnisse.
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